Donnerstag, 4. April 2013

Unterwelt . Don Delillo

Ein Buch fuer die verlassene Insel ...
Jeder kennt die Frage: "Was wuerdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?" ...
Dieses Buch ist definitv ein gute Entscheidung beim Kofferpacken.

Vielseitig, tiefsinnig und mannigfaltig in Menschenbildern bietet es immer wieder Momente des Besinnens, Verweilens, Nachdenken ... Nachdenken ueber sich selbst, sein eigenes Leben und das im Allgemeinem. Warum ist es nicht moeglich, soziales zu tun ohne kaputt zu gehen? Nur abseits streift mich der Gedanke, die Erinnerung, der Schmerz, das Bewusstsein um Verlust. um so staerker als es mit persoenlichen Schicksalen verbunden ist - besonders dem einem eines Freundes. Schwer die Wahrheit zu akzeptieren.

Aber nicht Aufgeben bestimmt den Tenor des Buches ... eher Skurilitaet, irres Menschsein, verzweifelte Ich-Kaempfe um als Teil zu bestehen.

 Gedankensplitter beim Lesen:
- wobei ich seit einiger Zeit das Buch ruhend am Sofa liegen habe ...

S. 64
Im Leben versuche ich den Kontakt mit dieser Welt von Derben zu vermeiden. Hier im Buch halte ich es aus, in der Hoffnung, dass alles einen Sinn hat und weil es ja nur geschrieben ist.

S. 71
Sandkörnchenunendlichkeit der Dinge

S. 76
"Ich verlangsamte den Wagen zu einem freihändigen Kriechen und schmierte mir das Zeug auf eine Gesichtshälfte und einen Arm, die ausgesetzten Körperteile, denn ich war siebenundfünfzig Jahre alt und lernte immer noch, wie man vernünftig ist."

S. 107
In den Begegnungen der Menschen so vertraut einfach. In den Gedankenwelten sprunghaft, kompliziert und anregend.

S. 123
Zeitweise werden nur kurze Teile der Geschichte erzählt. So muss der geist schnell umschalten, um sich zu erinnern, was wie wann wo war dieser Held als ich das letzte Mal von ihm gelesen habe ...

Und zwischendrin gesellschafts-reflektierende Lebensweisheiten, denen ich glaube. Oder, weil sie so kurz eingeflochten sind, nicht genug Zeit habe, über sie nachzudenken, zu reflektieren.


S. 125
Eingeschobene Sätze wie Gedankensprünge, die mein Denken und manchmal auch meine Phantasie fordern.

Splitter, nach und nach eine Geschichte ergebend, deren Weg ewig in die vielfältige Unendlichkeit der neugierigen Unwissenheit führen.


S. 127
Wiederholungen ...
Wiederholungen nur leicht umformuliert
Was ist der Sinn dessen?
Wie alte Leute halt sind? Das Leben?
Manchmal stupide?
Gedanken wiederholend, wie das Gehirn es stets tut? Hin- und Herspringend, sich fragend, sich wiederholend ...

S. 128
Manchmal skurril.

Oder ist das nur die Vorbereitung der Unterwelt? Werde ich hier langsam auf die andere Welt - Unterwelt - eingestimmt?

Ein bisschen an Arno Schmidt erinnernd Jeder Satz / Absatz ein eigener Splitter einer Geschichte / gedankentreibend
zeitaufwendig, fesselnd, sich verselbständigend

S. 130
und plötzlich wieder "real" geschehende Dinge / Geschichte


S. 141
Wiederholungen bis hin zur nervtötenden Langeweile.
Nein, nicht nervtoetende Langeweile. Der Typ in der Geschichte ist nervtoetend. Deshalb dieser auf die Nerven gehende Schreibstil. Ich hab es kapiert. Jetzt kann es weiter gehen.

S. 142
Wiederholungen des Lebens . Immer und immer wieder . Tag aus . Tagein.
Immer laeuft der gleiche Film ab ... Aber sind unsere alltaegliche Wiederholungen so wichtig?

...

Also gut: Wir nehmen uns also zu wichtig.


S. 143
Ich könnte ja Dinge, die mich nicht interessieren überspringen. Doch das ist ein Buch. Da muss ich es erst lesen bevor ich weiss, ob es wichtig ist oder nicht. Da kann ich nicht einfach abschalten wie in einem Gespräch.

S. 149
Ist das ein und derselbe Mensch?
Erleben ... Fortkommen in der Geschichte ...
Beruhigung des Geistes

S. 212
Käsekuchen ... intensive Art einen Kuchen - das Leben, den Genuss zu beschreiben.


S. 215
Rolle der Großmächte ... und nun?

S. 216
Tolle Formulierungen
Valium-Sonnenuntergang ...
Unter den Klangwellen dröhnend dahinrasender Trucks ...

S. 217
Ich weiss, ich sollte die Kritik in den Müllbergen, in unserer Müllpolitik, unserem Müllverhalten sehen. Aber irgendwie habe ich keine Lust, immer alles, was kritisiert wird, schlecht zu finden. Und zum Thema Müll denke ich, dass Müllverbrennungen mit ausreichend installierten Filtern die Berge wesentlich reduzieren würden. Warum nicht stolz auf neue Entwicklungen sein? Auch die Erfindungen in der Müllindustrie sind wertvoll. Wie sähe es denn ohne sie aus? Garantiert schlimmer. Und ganz ohne Müll geht es nicht.

Ganz unabhängig von meiner Meinung bin ich ein Mensch, der versucht, so wenig wie möglich Müll zu produzieren, zu hinterlassen. Letztendlich frage ich mich, wie sinnvoll Kritiken ohne das Aufzeigen von Alternativen sind.


S. 218
"... machte Geschäfte mit menschlichem Verhalten" ... Das ist etwas anderes, wenn man Nutzen aus schlechten Verhaltensweisen zieht.


S. 222
"Nur ein Blick, der sich mit ihrem Blick trifft, und sie haben das Recht, dein Leben zu beenden." Warum das Recht? Aber leider ist es genauso in unserer Welt.


S. 228 - 248
Der Autor spielt dem Leser und seine Erinnerungsfähigkeit ...
Das ist doch eigentlich die Jugend von Cotter. Das Gleiche Leben, andere Menschen.
... Oder wie war es?

---

Spiel mit Ungenauigkeiten
Nicht ganz klar, wer, über wen gerade erzählt (wird) == anregend

S. 270
Eintönigkeit, Angebot, Gefangensein im Ich-Wir, Traurigmachend, Bedauernd, volles Bewusstwerden-Wahrnehmen-Verstehen, Vorstellen-Koennen
... Lass ich das an mich ran?

S. 333 ff.
Muellberge, Ueberall Muell, Menschen, die im Muell nach essbarem suchen ... wahrlich Nichts Erfundenes

S. 363 ff.
Erstaunlich wie das so selbstverständliche Alltagsbild vom Toilettengang als Vergleich fuer menschliche "Unrat" auf philosophischer Ebene voller Ironie dienen kann.


S. 374 ff.
" ... abgehörte Telefonate ganz gewöhnlicher, anonymer Männer und Frauen. ... stundenlanges, sprachloses Hoeren ... je unsäglicher die ausgetrocknete Ödnis dieser Aufnahmen, desto wirkungsvoller, weil sie das sucht erzeuende Lockmittel lieferten; sich in der Zeit zu verlieren."
Ist das das Geheimnis des Erfolgs heutiger Talk- Reality-Shows?
Sind sich die Macher dieser Shows dieses Effektes bewusst? Sicher. Das ist es ja: Unterhalten, Ablenken, Abschalten der Masse.
Wie entziehen sie sich auf Dauer dem Wunsch des Entspannes am TV?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen