Mittwoch, 27. April 2011

Die Entbehrlichen: Roman . Ninni Holmqvist

Foto des Tages: "Die Entbehrlichen . Treppe in die Freiheit" by Jana Blavius
Uebersetzung: Angelika Gundlach

Wow, wow, wow und wow. Das ist ein umwerfendes Buch. Traurig. Wuetendmachend. Entsetzlich. Unmenschlisch. Wichtig. Aufruettelnd. Nachdenklich-Stimmend.
Ein Happy-End-fuerchtend.
Erstaunt ueber das Ende. Unerwartet. Doch eigentlich logisch gesehen, die beste Loesung. Das Beste daran ist, dass es eine Art der Freiheit ist. Freiheit der Eigenbestimmung, die den Figuren im Roman genommen wurde. Zwar duerfen sie sich frei bewegen, ihr Leben in vielen Dingen selbst bestimmen. Doch ist es nur eine Selbstbestimmung nach Schein. Denn ueber das wichtigste duerfen sie nicht verfuegen: ihr Leben.

Manch einer wird zwar sagen, so etwas kann ich Deutschland nie passieren. Doch angesichts der momentanen Reaktionen in Politik und Volk auf die Schwierigkeiten in Fukushima, weiss man nie wie schnell die Minderheiten-Meinungen ploetzlich gut sind, um ein Land zu regieren. Meine Skepsis sagt mir, dieses Szenario ist zwar nur eine Geschichte, ein gut geschriebener Ehtik-Thriller. Doch ich habe kein Vertrauen darin, dass es nicht moeglich waere, dass Menschen so sein koennen.

Unbedingt lesenswert ... Meiner Meinung nach ein Klassiker wie Orwells 1984.

Mein Iran: Ein Leben zwischen Revolution und Hoffnung . Shirin Ebadi

Foto by Jana Blavius


Dieses sehr beeindruckende Buch oeffnet mich ein weiteres Mal fuer die Fremdheit anderer Kulturen. Wenn ich auch mehr und mehr, ehrlich zugeben muss, dass viele Eigenheiten nicht meinem Lebensstil entsprechen, und ich niemals so leben wollte, so sehe ich doch, dass jeder in seiner Kultur verwurzelt ist und sich am liebesten in vertrauter Umgebung und Lebensumfeld entfalten moechte. Ansprueche, Vorstellungen, Wuensche und Selbstverstaendlichkeiten sind nun mal kulturell bedingt. Auch Menschen, die gerne Reisen, Rausgehen, sich Umschauen und offen sind, bleiben doch ein soziales Mitgleid ihrer Gesellschaft. Wer da rausgerissen wird, faengt neu an zu suchen, muss erneut einen Platz, ein Daseinsberechtigsein finden. Nicht immer ist das einfach. Und nicht immer erfolgreich.

Das Buch "Mein Iran" hat mir geholfen, die Denkweise muslemischer Frauen im Iran besser zu verstehen. Ausserdem faellt es mir nun ein wenig leichter zu sagen, bloss gut, dass ich in Deutschland gebren bin und lebe. Was natuerlich nicht heisst, dass ich meinen kritischen Widerspruchsgeist aufgegeben habe. Nach diesem Buch erst recht nicht.

Sonntag, 24. April 2011

Die profanen Sunden des Glücks . Renate Feyl

Foto des Tages: Ostern mit Zeit zum Lesen by Jana BlaviusFoto des Tages: "Ostern mit Zeit zum Lesen" by Jana Blavius


Alles an diesem Buch hat mich gereizt, als ich es in der Bahnhfsbuchhandlung liegen sah. Das dezente Blumendesign, das kleine Format und der angeneme Stoffbezug. Als ich in der Buchbeschreibung, dann las, dass sich der Roman um die erste deutsche Buchautorin ging, konnte ich gar nicht anders als das Buch spontan kaufen, obwohl ich erst die Buchhandlung in der Stadt mit drei anderen Buechern verlassen hatte.

Gleich zu Hause suchte ich nach einer Ausrede, um nicht putzen, backen oder schnattern zu muessen und zog mich rasch in meine Sofa-Ecke zurueck. Neugierig begann ich zu lesen.

Der Schreibstil gefaellt mir so gut, dass ich rasch mit Lesen vorankomme. Renate Feyl schafft es, mich innerhalb kuerztester Zeit mit der Hauptdarstellerin Sophie La Roche vertraut zu machen. Mit nur wenigen Worten beschreibt sie die angenehme Lebenssituation der Schriftstellerin und deutet gleichzeitig an, dass es sich nur um einen kurzen Moment des Gluecks handelt. Natuerlich will ich wissen, wie es weiter geht. Wann, wodurch und warum wird die Gluecksstraehne der ersten deutschen Autorin gebrochen? Zwar handelt es sich bei dem Buch "Die profanen Stunden des Glücks" um einen Roman und nicht um eine Autobiographie, aber dennoch hat Renate Feyl es sehr autobiographisch geschrieben und den Zeitgeist des 18. Jahrhunderts hervorragend zu beschreiben verstanden. Ihr Buch ist ein wunderbares Portrait der Zeit der Aufklaerung und eine einfuehlsame Beschreibung wie sich eine selbstbewusste Frau in der damaligen Zeit gefuehlt, wie sie gelebt haben koennte.

Ein unterhalsames Buch, in dem ich mich wiederfinde und dass mir einiges ueber unsere Geschichte und die Frauen erzaehlt hat. Es macht mich neugierig auf mehr, neugierig auf die von Sophie La Roche geschrieben Buecher.

AMERICANA – Mit dem Rad einmal um die USA . Dirk Rohrbach

Foto des Tages: Foto des Tages: "Oster-Buch ;-)" by Jana Blavius

Schnell, unterhaltsam, ganz die Erfahrungen und Eindruecke aus unserer Amerika-Zeit bestaetigend.

Neben den informativen Fakten zu Geschichte, lokalen Begebenheiten und erwaehnenswerten Orten gefaellt mir an diesem Buch vor allem, dass Dirk Rohrbach es geschickt versteht, dass seine einmaligen Begegnungen mit den "normalen" Amerikanern nicht in den Hintergrund geraten, sondern ein wichtiger Teil des Buches, seiner Erfahrungsberichte sind. So entsteht ein interessantes Profil Amerikas gemessen an der Mentalitaet, Eigenheit und Gastfreundschaft der USA. Viel zu schnell blieb von den Seiten nichts mehr uebrig. Nichts als Bestaetigung eigener Gedanken und der Wunsch, wieder mal intensist zu Reisen.

Ich habe alles gelebt . Peggy Guggenheim

Foto des Tages: Buch-Foto ... by Jana BlaviusFoto des Tages: "Buch-Foto ..." by Jana Blavius

Leider schon viel zu lange schleppe ich mich durch das autobiographische Buch der Peggy Guggenheim. Da auch sie Sammlerin der Modernen Kunst war, erhoffte ich mir ein Werk voller spannender Erlebnisse mit den Kuenstlern der Moderne. Stattdessen plaetschert es seicht dahin, erzaehlt selbstverliebt von Dingen wie, den Sommer verbrachten wir in den Bergen und im Herbst furht ich nach Venedig. Keine Ahnung, ob es wirklich Herbst war. Es spielt auch keine Rolle.

Anfangs dachte ich, dass sich jede Persoenlichkeit nach und nach entwickelt und sicher irgendwann aufregendere beschreibung der Begegnungen mit dem Menschen ihrer Zeit beginnen. Doch nun habe ich "bereits" ein Drittel des Buches gelesen und bin immer noch enttaeuscht.

Staendig dreht es sich nur darum, wann sie wo war. Natuerlich auch, wen sie getroffen hat. Doch seltenst schreibt sie ausfuehrlich ueber die am Rande erwaehnten Gespraeche mit den Groessen der Zeit. Verschwenderisch mit Zeit und und Geld schwebt diese Dame durch ihr Leben und erfreut sich ihrer Problemchen.