Donnerstag, 4. April 2013

Unterm Rad . Hermann Hesse

Ich mag Hesse!

Seine auf's Wesentliche reduzierte Saetze vermitteln Themendichte. Kein Wort ist umsonst. Klar und wie eine Schneeflocke unvermutete Schoenheit in sich tragend beschreibt er Landschaften, Menschen, Situationen.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie sehr ich es genossen habe, "Das Glasperlenspiel" zu lesen. Eine Symphonie von Worten ...

Obwohl ich schon sagen muss, dass die unausweichliche Dringlichkeit und Konsequenz der Helden nicht unbedingt so empfunden werden muss. Als nur Miterleber und nicht Buchheld stehe ich daneben, bin Beobachter und bin teilweise verwundert, dass die Situation von Hans so viel Schlimmer empfunden wird. Fuer mich stellt es ich manchmal so dar, als macht es ihm nichts aus, dass er so intensiv Lernen muss. Die Worte des Aufschreis kommen ja meist vom Schreiber, vom Beurteilendem. nicht von Hans ... oder habe ich so schnell, fluechtig gelesen?

Natuerlich kann ich die Kritik verstehen. Extreme sind nie gut. Doch ich hatte nicht den Eindruck als ob sich hans waehren will, es ihm unangenehm ist, so zu lernen.Sicher ist es schwierig, immer das richtige Mass zu finden, dass dennoch zu hohen Leistungen, zum Erfolg fuehren. Nicht nur Kreativitaet ist die Loesung fuer solch einen Weg. Nicht nur Genies sind wichtig ...

Jetzt bin ich aber froh, dass ich keineswegs eine gesellschaftliche Diskussion anfangen oder vor Leherkollegen bestehen muss ... puhh ... einfach lesen, leben und ein wenig angeregt nachdenken.

Unterwelt . Don Delillo

Ein Buch fuer die verlassene Insel ...
Jeder kennt die Frage: "Was wuerdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?" ...
Dieses Buch ist definitv ein gute Entscheidung beim Kofferpacken.

Vielseitig, tiefsinnig und mannigfaltig in Menschenbildern bietet es immer wieder Momente des Besinnens, Verweilens, Nachdenken ... Nachdenken ueber sich selbst, sein eigenes Leben und das im Allgemeinem. Warum ist es nicht moeglich, soziales zu tun ohne kaputt zu gehen? Nur abseits streift mich der Gedanke, die Erinnerung, der Schmerz, das Bewusstsein um Verlust. um so staerker als es mit persoenlichen Schicksalen verbunden ist - besonders dem einem eines Freundes. Schwer die Wahrheit zu akzeptieren.

Aber nicht Aufgeben bestimmt den Tenor des Buches ... eher Skurilitaet, irres Menschsein, verzweifelte Ich-Kaempfe um als Teil zu bestehen.

 Gedankensplitter beim Lesen:
- wobei ich seit einiger Zeit das Buch ruhend am Sofa liegen habe ...

S. 64
Im Leben versuche ich den Kontakt mit dieser Welt von Derben zu vermeiden. Hier im Buch halte ich es aus, in der Hoffnung, dass alles einen Sinn hat und weil es ja nur geschrieben ist.

S. 71
Sandkörnchenunendlichkeit der Dinge

S. 76
"Ich verlangsamte den Wagen zu einem freihändigen Kriechen und schmierte mir das Zeug auf eine Gesichtshälfte und einen Arm, die ausgesetzten Körperteile, denn ich war siebenundfünfzig Jahre alt und lernte immer noch, wie man vernünftig ist."

S. 107
In den Begegnungen der Menschen so vertraut einfach. In den Gedankenwelten sprunghaft, kompliziert und anregend.

S. 123
Zeitweise werden nur kurze Teile der Geschichte erzählt. So muss der geist schnell umschalten, um sich zu erinnern, was wie wann wo war dieser Held als ich das letzte Mal von ihm gelesen habe ...

Und zwischendrin gesellschafts-reflektierende Lebensweisheiten, denen ich glaube. Oder, weil sie so kurz eingeflochten sind, nicht genug Zeit habe, über sie nachzudenken, zu reflektieren.


S. 125
Eingeschobene Sätze wie Gedankensprünge, die mein Denken und manchmal auch meine Phantasie fordern.

Splitter, nach und nach eine Geschichte ergebend, deren Weg ewig in die vielfältige Unendlichkeit der neugierigen Unwissenheit führen.


S. 127
Wiederholungen ...
Wiederholungen nur leicht umformuliert
Was ist der Sinn dessen?
Wie alte Leute halt sind? Das Leben?
Manchmal stupide?
Gedanken wiederholend, wie das Gehirn es stets tut? Hin- und Herspringend, sich fragend, sich wiederholend ...

S. 128
Manchmal skurril.

Oder ist das nur die Vorbereitung der Unterwelt? Werde ich hier langsam auf die andere Welt - Unterwelt - eingestimmt?

Ein bisschen an Arno Schmidt erinnernd Jeder Satz / Absatz ein eigener Splitter einer Geschichte / gedankentreibend
zeitaufwendig, fesselnd, sich verselbständigend

S. 130
und plötzlich wieder "real" geschehende Dinge / Geschichte


S. 141
Wiederholungen bis hin zur nervtötenden Langeweile.
Nein, nicht nervtoetende Langeweile. Der Typ in der Geschichte ist nervtoetend. Deshalb dieser auf die Nerven gehende Schreibstil. Ich hab es kapiert. Jetzt kann es weiter gehen.

S. 142
Wiederholungen des Lebens . Immer und immer wieder . Tag aus . Tagein.
Immer laeuft der gleiche Film ab ... Aber sind unsere alltaegliche Wiederholungen so wichtig?

...

Also gut: Wir nehmen uns also zu wichtig.


S. 143
Ich könnte ja Dinge, die mich nicht interessieren überspringen. Doch das ist ein Buch. Da muss ich es erst lesen bevor ich weiss, ob es wichtig ist oder nicht. Da kann ich nicht einfach abschalten wie in einem Gespräch.

S. 149
Ist das ein und derselbe Mensch?
Erleben ... Fortkommen in der Geschichte ...
Beruhigung des Geistes

S. 212
Käsekuchen ... intensive Art einen Kuchen - das Leben, den Genuss zu beschreiben.


S. 215
Rolle der Großmächte ... und nun?

S. 216
Tolle Formulierungen
Valium-Sonnenuntergang ...
Unter den Klangwellen dröhnend dahinrasender Trucks ...

S. 217
Ich weiss, ich sollte die Kritik in den Müllbergen, in unserer Müllpolitik, unserem Müllverhalten sehen. Aber irgendwie habe ich keine Lust, immer alles, was kritisiert wird, schlecht zu finden. Und zum Thema Müll denke ich, dass Müllverbrennungen mit ausreichend installierten Filtern die Berge wesentlich reduzieren würden. Warum nicht stolz auf neue Entwicklungen sein? Auch die Erfindungen in der Müllindustrie sind wertvoll. Wie sähe es denn ohne sie aus? Garantiert schlimmer. Und ganz ohne Müll geht es nicht.

Ganz unabhängig von meiner Meinung bin ich ein Mensch, der versucht, so wenig wie möglich Müll zu produzieren, zu hinterlassen. Letztendlich frage ich mich, wie sinnvoll Kritiken ohne das Aufzeigen von Alternativen sind.


S. 218
"... machte Geschäfte mit menschlichem Verhalten" ... Das ist etwas anderes, wenn man Nutzen aus schlechten Verhaltensweisen zieht.


S. 222
"Nur ein Blick, der sich mit ihrem Blick trifft, und sie haben das Recht, dein Leben zu beenden." Warum das Recht? Aber leider ist es genauso in unserer Welt.


S. 228 - 248
Der Autor spielt dem Leser und seine Erinnerungsfähigkeit ...
Das ist doch eigentlich die Jugend von Cotter. Das Gleiche Leben, andere Menschen.
... Oder wie war es?

---

Spiel mit Ungenauigkeiten
Nicht ganz klar, wer, über wen gerade erzählt (wird) == anregend

S. 270
Eintönigkeit, Angebot, Gefangensein im Ich-Wir, Traurigmachend, Bedauernd, volles Bewusstwerden-Wahrnehmen-Verstehen, Vorstellen-Koennen
... Lass ich das an mich ran?

S. 333 ff.
Muellberge, Ueberall Muell, Menschen, die im Muell nach essbarem suchen ... wahrlich Nichts Erfundenes

S. 363 ff.
Erstaunlich wie das so selbstverständliche Alltagsbild vom Toilettengang als Vergleich fuer menschliche "Unrat" auf philosophischer Ebene voller Ironie dienen kann.


S. 374 ff.
" ... abgehörte Telefonate ganz gewöhnlicher, anonymer Männer und Frauen. ... stundenlanges, sprachloses Hoeren ... je unsäglicher die ausgetrocknete Ödnis dieser Aufnahmen, desto wirkungsvoller, weil sie das sucht erzeuende Lockmittel lieferten; sich in der Zeit zu verlieren."
Ist das das Geheimnis des Erfolgs heutiger Talk- Reality-Shows?
Sind sich die Macher dieser Shows dieses Effektes bewusst? Sicher. Das ist es ja: Unterhalten, Ablenken, Abschalten der Masse.
Wie entziehen sie sich auf Dauer dem Wunsch des Entspannes am TV?


Meine Guete: jetzt ist es schon ein Jahr her, dass ich dieses Buch gelesen hab. Und ein Jahr fahre ich nun taeglich mit der S-Bahn zur Arbeit. Viel Zeit zum Lesen. Aber auch Musik hoeren und einfach zum Abspannen aus dem Fenster schauen.

Auf jeden Fall bleibt mir nun selbst weniger Zeit zum Reisen. So ist es besonders schoen, wenigstens Reiselektuere zu geniessen. Dabei gehe ich wenigstens mit den Buchhelden auf Abenteuer. Wie hier mit der jungen Frau, die mit dem Fahrrad durch Die USA faehrt. Besonders interessant wird es, als sie ihr Fahrrad auch noch mit nach Hawaii nehmen will und die hawaiianischen Inseln mit dem Bike erkundet.

Unterhaltsam ... gut zum Entspannen.

Einfache Hundeerziehung

Mit zunehmendem Alter von Panda wird er immer sonderbarer ... Also habe ich mich mehr und mehr fuer eine professionelle Hunderziehung interessiert, in der Hoffnung, das Ruder noch rumreissen zu koennen. Dabei kam mir das Buch "Einfache Hundeerziehung" recht gelegen. Die Beschreibungen sind leicht verstaendlich und leuchten ein. Diszipliniert empfiehlt das Buch einfache Schritte. Anfangs bin ich genauso konsequent. Bringe Panda neue Sacen bei. Gewoehne mir sogar eine deutsche Floskel fuer ein neues Lobkommando an: "Fein gemacht"! Doch irgendwie bin ich ein furchtbar unregelmaessiger Mensch. Mein Alltag sieht immer wieder anders aus, mein Lebensrhytmus hat nur eine Regelmaessigkeit: Immer wieder ist es anders. Also gebe ich nach und nach wieder auf. Vor allem als Panda eine Knieoperation ueber sich ergehen lassen muss, wird so und so alles ganz anders. Und so sitzen wir nun mit einem verwoehnten Hund auf dem verhaetscheltem Kissen und wundern uns ueberhaupt nicht mehr. Die Sonderheiten haben wir unserem Hund nicht abgewoehnen koennen. Aber daran ist das Buch nicht schuld. Das hatte ich zu zeitig zur Seite gelegt.

Sonntag, 31. Juli 2011

Mein Leben ohne Gestern . Lisa Genova

Mein Leben ohne Gestern . Lisa Genova Schnell hineingeschmissen in das unveraenderliche Dasein, dass Alice nicht wahr haben will und scheinbar schon Monate der schleichenden Ankuendigung erfolgreich ignoriert hat.

Ein wunderbarer Roman, der sensibel fuer einen menschlichen Umgang mit Alzheimer-Patienten appelliert. An manchen Stellen siegt eine leicht verstaendliche Sachlichkeit ueber einen aufregenden Erzaehlstil, den die Autorin zugunsten des Informationsgehaltes anfangs sparsam einsetzt.
das Ende ist beeindruckend. Die erwartete Dramatik wird von einer viel wirksameren Liebe ersetzt. Menschlich. Mutmachend.

Ein hinreissender Schrotthaendler . Arnold Stadler

Ein hinreissender Schrotthaendler . Arnold Stadler Schwer zu lesen.
Wirkt vertraut, wirkt fremd, wirkt infragestellend, wirkt kompliziert und doch so durchschaubar. Jeder hat sein Leben so im Griff und kommt denoch nicht aus den duemmlichen Mustern raus. Selbstbestimmendes Opfer.
Schwer zu lesend, aber lohnend anregend.

Samstag, 4. Juni 2011

Dackelblick . Frauke Scheuermann

Wer oder was ist denn das?Foto des Buches: "Wer oder was ist denn das?"
Unterhaltsam. Lustig. Zur Entspannung geeignet, wenn jemand nicht gerade an Liebeskummer leidet. Oder vielleicht auch dann gut, um Abstand zu gewinnen und manches nicht zu ernst zu nehmen.

Foto 2 zum Buch: "Na ich kann doch genauso lieb schauen, oder?"

Aber das Buch ist auch analytisch, was die menschliche Psyche in Hinsicht Liebesleben / -verhalten angeht. Ein-, zweimal kann ich dem hinterfragenden Spiegelvorhalten und dem Wundern ueber unsere Menschenart nur zustimmen. Manchmal find ich es ein wenig platt. Dann wirkt es belehrend wollend - wie eine Art moderne Fabel. Doch insgesamt hat es Spass gemacht diesen Dackelblick zu folgen.